Tibber: ein Erfahrungsbericht

Seit Januar 2023 sind wir nun Kunde von Tibber, nutzen einen dynamischen Stromtarif und sind erstaunt und begeistert. Grund für den Wechsel war die Preiserhöhung unseres Grundversorgers (SWM), um über 100% zum 1.1.2023. Hier mein Erfahrungsbericht (mit aktualisierten Zahlen von Januar 2024).

  • Das Wichtigste zuerst: wir sparen richtig viel Geld!
    Von Januar bis Dezember haben wir im monatlichen Schnitt nie mehr als 26ct/kWh (Arbeitspreis) gezahlt. 
  • Wer Sorgen vor teuren Strompreisen hat kann beruhigt sein: die Kündigungsfrist bei Tibber beträgt nur zwei Wochen, man kann also kurzfristig kündigen und zu einem anderen Anbieter wechseln.

Eckdaten zu unserer Strom-Situation: 

  • Verbrauch ca. 3800kWh für 2022
  • ca. 200W Grundlast
  • digitaler Stromzähler seit Sep. 2022
  • Balkonkraftwerk mit 430Wp seit März 2023
 

Unser Strompreis wird nun durch die Leipziger Strombörse vorgegeben und ist stündlich anders. Tibber reicht diese Preise plus Nebenkosten an die Kunden weiter und verlangt in München noch gute 10 Euro monatlich für Gebühren (Tibber, Messstelle, Netznutzung).

Informationen zu den Strompreisen des Folgetages sind in der App des Anbieters ab 13:00h ersichtlich (s. Bild).  Screenshots der Tibber App mit einigen Daten.

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Kosten

Beim alten Strom-Versorger hätten wir seit dem 1. Januar 2023 eine Abschlagszahlung von 198 Euro für Ökostrom zahlen sollen. Im Jahr 2022 lag der Abschlag bei 121 Euro, eine Erhöhung von über 50%. Das wären ca. 2.376 Euro ohne Strompreisbremse und über 1750 Euro mit (80% für 40ct/kWh) für 2023.

Im gesamten Jahr 2023 lag keine Monatsrechnung von Tibber über 90 Euro. In Summe haben wir für knapp 12 Monate und 3270 kWh nur 950 Euro inkl. aller Abgaben und Gebühren bezahlt. Das ist weniger als die Hälfte der Kosten hätten wir nicht gewechselt. Und selbst im Vergleich zu einem guten Tarif mit einem Arbeitspreis von 35ct/kWh sparen wir noch mehr als 25%.

Update: Ab 1. Januar 2024 erhöhen sich die Netzentgelte in Deutschland von gut 3,1 auf 6,4ct/kWh. Damit wird der Endkundenpreis für Strom in diesem Jahr ca. 10% teurer, obwohl die Gestehungskosten weiterhin sinken. Die Strompreisbremse ist zudem zum 31.12.2023 ausgelaufen. 

Der Start

Unser Wechsel zu Tibber war recht überstürzt. Am 30. Dezember 2022 habe ich vom Sonderkündigungsrecht beim bisherigen Stromversorger Gebrauch gemacht und uns parallel bei Tibber angemeldet. Aufgrund des hohen Aufkommens an Kundenanfragen und des Jahreswechsels war die Kommunikation die ersten Tage schleppend. 
Am 4. Januar habe ich die Kündigungsbestätigung der SMW zum 9. Januar erhalten und direkt an den Tibber-Support weitergeleitet. Am 13. Januar kam dann die Info von Tibber, dass mein Liefervertrag am 10. Januar begonnen hat. Zu diesem Zeitpunkt war es noch nicht der „echte“ dynamische Stromtarif mit stündlicher Abrechnung, da wir zwar einen digitalen Zähler, aber kein SmartMeter-Gateway hatten. Wir wurden deshalb nach Standardlastprofil abgerechnet, welches mit dem Durchschnittspreis eines jeweiligen Monats verrechnet wird.

Als nächster Schritt stand nun die Bestellung des Tibber Pulse an, um die Abrechnung mit stundenaktuellen Preisen zu ermöglichen. Der Pulse ist ein batteriebetriebener Lesekopf, der Verbrauchsdaten vom digitalen Zähler ausliest, diese per Funk an seine Bridge sendet und diese über das eigene WLAN an Tibber übermittelt. Dank eines Einladungscodes hatte ich ein Gutschrift von 50 Euro und musste für den Pulse nur 50 Euro bezahlen. Eine gute Investition. Wegen Lieferproblemen Anfang 2023 musste ich aber 6 Wochen auf das Gerät warten.

Live Daten

Ende Februar 2023 konnte ich endlich den Tibber Pulse an unserem digitalen Zähler installieren. Im Vorfeld musste ich beim Messstellenbetreiber die PIN des Zählers anfordern, um die optische Schnittstelle entsperren zu können. Die PIN wurde mir innerhalb einer Woche zugesendet, die Entsperrung ist allerdings abenteuerlich. Man muss sich im 21. Jahrhundert tatsächlich mit einer Taschenlampe vor den digitalen Zähler stellen und die PIN als einzelne Lichtsignale eingeben. 
Nach 3 Versuchen hatte ich es dann geschafft und konnte den Pulse am Zähler anbringen, nachdem ich ihn in der Wohnung mit der Bridge gekoppelt und diese mit dem WLAN verbunden hatte. Die Tibber-App leitet einen gut durch diese Schritte.

Ab jetzt waren wir online und ich konnte in der Tibber-App unseren Stromverbrauch live verfolgen. Zudem war das der Beginn der Abrechnung nach stundenaktuellen Strompreisen.

WICHTIG: Stromzähler mit Pulse Lesekopf und die Bridge sollten nicht mehr als 3 Stockwerke von einander entfernt sein. Zur Not muss man einen Nachbarn dessen Wohnung näher an den Zählern liegt fragen, ob er bereit ist die Pulse Bridge in sein WLAN zu lassen.

Die Live-Ansicht das Stromverbrauchs in der App funktioniert nur mit dem Tibber Pulse. 

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Die Umstellung

Seit wir die stündlich wechselnden Strompreise beobachten und unser Verbrauch entsprechend abgerechnet wird hat sich unser Umgang mit Strom deutlich verändert.

  1. Wir verstehen inzwischen viel besser, wie v.a. Großgeräte Strom verbrauchen
  2. Wir informieren uns regelmäßig über die Strompreise am nächsten Tag
  3. Wir planen die Nutzung von Spülmaschine, Waschmaschine und Trockner
  4. Wir versuchen unseren Verbrauch zu optimieren und „netzdienlich“ zu sein

Als Faustregel lässt sich sagen, dass der Strompreis von 0:00h bis 6:00h und von 12:00h bis 16:00h recht günstig ist. Zudem ist er am Wochenende billiger, als an Werktagen.
Das hat bei uns dazu geführt, dass die Spülmaschine so programmiert wird, dass sie nach Mitternacht startet und bis 5:00h morgens fertig ist und wir unsere Wäsche meist am Wochenende waschen.

Unser Fazit

Wir können Tibber resp. dynamische Stromtarife nur empfehlen. Selbst falls die Strombörsenpreise im Winter deutlich steigen, was nicht eingetreten ist, werden wir immer noch Kosten eingespart haben. Im schlimmsten Fall greift die Strompreisbremse (bis 31.12.2023) oder man wechselt innerhalb von zwei Wochen zu einem anderen Anbieter.

Unser Umgang mit Strom ist viel bewusster und damit netzdienlich geworden. Wir versuchen dann viel Strom zu verbrauchen, wenn viel erneuerbare Energie im Netz verfügbar ist und damit die Preise niedrig sind.
Gerade Hausbesitzer mit e-Auto und Wallbox können von der Integration des Autos mit der Tibber-Plattform deutlich beim optimierten Laden profitieren.

Preisschwankungen sind uns bewusst und gehören dazu:
im Juni gab es Sonntage an denen der Strompreis negativ war und wir für den Verbrauch Geld erhalten haben. Im Gegenzug gab es Anfang September eine Stunde in der die kWh bei knapp 80ct lag – der Tagesdurchschnitt lag bei 33ct/kWh.

Ab 2025 müssen alle Stromanbieter dynamische Tarife anbieten und mit steigenden Kundenzahlen werden die stündlichen Preisschwankungen im Schnitt vermutlich geringer ausfallen.

Falls jemand einen Einladungsbonus über 50 Euro für den Tibber Store (Pulse) benötigt schreibt mir einfach an marc.rieger@solar2030.de.